Module kurz erklärt - Glossar - Bundesweites Pflegenetzwerk (2024)

Die Module und der Pflegegrad

Maßgeblich für das Vorliegen von Pflegebedürftigkeit bei Erwachsenen sind gesundheitliche Beeinträchtigungen der Selbständigkeit oder der Fähigkeiten in den nachfolgenden sechs Bereichen, die sich auf die in den Bereichen angegebenen Aktivitäten und Fähigkeiten beziehen (§ 14 Abs. 2 SGB XI):

In den Modulen 1, 4 und 6 findet eine Bewertung der verschiedenen Fragestellungen immer durch die nachfolgenden Angaben statt:

  • selbstständig
  • überwiegend selbstständig
  • überwiegend unselbstständig
  • unselbstständig

Je nach Antwort gibt es in den drei genannten Modulen unterschiedliche Punkte. Welche Fragen das sind erläutern wir unten stehend.

Modul 1: Mobiltität

Die Kriterien / Fragen im Modul 1 lauten:

  • Positionswechsel im Bett
  • Halten einer stabilen Sitzposition
  • Umsetzen
  • Fortbewegen innerhalb des Wohnbereichs
  • Treppensteigen

Hier gilt es eine besondere Bedarfskonstellation zu beachten:

Im Fall einer Gebrauchsunfähigkeit beider Arme und Beide erfolgt automatisch die Einstufung in den Pflegegrad 5!

Modul 2: Kognitive und kommunikative Fähigkeiten

Im Modul 2 sind zu den nachfolgend aufgeführten Fragen diese Antworten maßgeblich:

  • Fähigkeit vorhanden / unbeeinträchtigt = 0 Punkte
  • Fähigkeit größtenteils vorhanden = 1 Punkt
  • Fähigkeit in geringem Maße vorhanden = 2 Punkte
  • Fähigkeit nicht vorhanden = 3 Punkte

Die Kriterien / Fragen im Modul 2 lauten:

  • Erkennen von Personen aus dem
    näheren Umfeld
  • Örtliche Orientierung
  • Zeitliche Orientierung
  • Erinnern an wesentliche Ereignisse
    oder Beobachtungen
  • Steuern von mehrschrittigen Alltagshandlungen
  • Treffen von Entscheidungen im Alltag
  • Verstehen von Sachverhalten und Informationen
  • Erkennen von Risiken und Gefahren
  • Mitteilen von elementaren Bedürfnissen
  • Verstehen von Aufforderungen
  • Beteiligen an einem Gespräch

Modul 3: Verhaltensweisen und psychische Problemlagen

Die Kriterien / Fragen im Modul 3 lauten:

  • Motorisch geprägte Verhaltensauffälligkeiten
  • Nächtliche Unruhe
  • Selbstschädigendes und autoaggressives Verhalten
  • Beschädigen von Gegenständen
  • Physisch aggressives Verhalten gegenüber anderen Personen
  • Verbale Aggression
  • Andere pflegerelevante vokale Auffälligkeiten
  • Abwehr pflegerischer und anderer unterstützender Maßnahmen
  • Wahnvorstellungen
  • Ängste
  • Antriebslosigkeit bei depressiver Stimmungslage
  • Sozial inadäquate Verhaltensweisen
  • Sonstige pflegerelevante inadäquate Handlungen

Das Modul 3 sollte eigentlich der Kern des Pflegestärkungsgesetzes im Jahr 2017 werden und Menschen den Zugang zur Leistungen der Pflegekassen ermöglichen, die vorher keine Leistungen erhalten haben.

Je weiter wir uns zeitlich von der Einführung der Pflegegrade im Jahr 2017 entfernen, je häufiger erleben unsere Experten die haarsträubensten „Nicht-Berücksichtigungen“ dieser Punkte in den Gutachten des MDK und MEDICPROOF.

Hier lohnt sich ein Widerspruchsverfahren zur Erreichung eines gerechtfertigten Pflegegrades immer!

Modul 4: Selbstversorgung

Die Kriterien / Fragen im Modul 4 lauten:

  • Waschen des vorderen Oberkörpers
  • Körperpflege im Bereich des Kopfes
  • Waschen des Intimbereichs
  • Duschen und Baden einschließlich Waschen der Haare
  • An- und Auskleiden des Oberkörpers
  • An- und Auskleiden des Unterkörpers
  • Mundgerechtes Zubereiten der Nahrung und Eingießen von Getränken
  • Essen
  • Trinken
  • Benutzen einer Toilette oder eines Toilettenstuhls
  • Bewältigen der Folgen einer Harninkontinenz und Umgang mit Dauerkatheter und Urostoma
  • Bewältigen der Folgen einer Stuhlinkontinenz und Umgang mit Stoma

Modul 5:Bewältigung von und selbständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen

Im Modul 5 sind zu den nachfolgend aufgeführten Punkten diese möglichen Antworten maßgeblich:

  • entfällt
  • selbstständig
  • Häufigkeit der Hilfe (Anzahl) pro Tag
  • Häufigkeit der Hilfe (Anzahl) pro Woche
  • Häufigkeit der Hilfe (Anzahl) pro Monat

Die Kriterien / Fragen im Modul 5 lauten:

  • Medikation
  • Injektionen (unter die Haut oder in einen Muskel)
  • Versorgung intravenöser Zugänge (z. B. Port)
  • Absaugen und Sauerstoffgabe
  • Einreibungen oder Kälte- und Wärmeanwendungen
  • Messung und Deutung von Körperzuständen
    wie Blutdruck, Blutzucker, Puls etc.
  • Körpernahe Hilfsmittel
  • Verbandswechsel und Wundversorgung
  • Versorgung mit Stoma
  • Regelmäßige Einmalkatheterisierung
    und Nutzung von Abführmethoden
  • Therapiemaßnahmen in häuslicher Umgebung
  • Zeit- und technikintensive Maßnahmen in häuslicher Umgebung

Etwas getrennte zu betrachten sind die nachfolgenden Kritierien:

  • Arztbesuche
  • Besuche anderer medizinischer oder therapeutischer Einrichtungen (bis zu drei Stunden)
  • Zeitlich ausgedehnte Besuche anderer medizinischer oder therapeutischer Einrichtungen (länger als drei Stunden)
  • Besuche von Einrichtungen zur Frühförderung bei Kindern

Die letzten vier Punkte fließen ausschließlich in die Bewertung ein, wenn diese ärztlich angeordnet und voraussichtlich für mindestens sechs Monate erforderlich sind. Außerdem müssen die Maßnahmen auf gezielt auf eine Erkrankung ausgerichtet sein.

Die Festlegung der Einzelpunkte imModul 6 erfolgt durch die Häufigkeit der ggf. notwendigen Hilfe pro Zeiteinheit (Tag, Woche oder Monat).

Modul 6:Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte

Die Kriterien / Fragen im Modul 6 lauten:

  • Gestaltung des Tagesablaufs und Anpassung an Veränderungen
  • Ruhen und Schlafen
  • Sich beschäftigen
  • Vornehmen von in die Zukunft gerichteten Planungen
  • Interaktion mit Personen im direkten Kontakt
  • Kontaktpflege zu Personen außerhalb des direkten Umfelds

Die allzu oft genannten Module 7 (Außerhäusliche Aktivitäten) und 8 (Haushaltsführung) finden bei der Ermittlung eines möglichen Pflegegrades keine Berücksichtigung.

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FAQs

Was sind Module in der Pflege? ›

Die Pflegegrad Module haben eine wichtige Funktion bei der Bestimmung des Pflegegrads von Personen, die auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Dabei sind die Module so konzipiert, dass sie sowohl körperliche Einschränkungen als auch geistige und psychische Einschränkungen aufdecken.

Wie wird Modul 5 berechnet? ›

Für die Umrechnung gilt: die Summe der Maßnahmen pro Monat wird durch 30, die Summe der Maßnahmen pro Woche durch sieben geteilt. Als Zwischenergebnis kann der Pflegebedürftige 0 bis 3 Punkte erhalten: seltener als einmal täglich = 0 Punkte. ein- bis dreimal täglich = 1 Punkt.

Was bedeuten die einzelnen Pflegestufen? ›

Pflegegrad 1: geringe Beeinträchtigung der Selbständigkeit. Pflegegrad 2: erhebliche Beeinträchtigung der Selbständigkeit. Pflegegrad 3: schwere Beeinträchtigung der Selbständigkeit. Pflegegrad 4: schwerste Beeinträchtigung der Selbständigkeit.

Wie viele Pflege Stufen gibt es? ›

Es gibt fünf Pflegegrade. Die Berechnung der Pflegebedürftigkeit erfolgt durch die Anzahl von Punkten, die anhand eines detaillierten Fragenkatalogs ermittelt werden. Begutachtet werden 6 Lebensbereiche, zu denen ein Gutachter 64 Kriterien abfragt.

Was versteht man unter Module? ›

Ein Modul ist eine abgeschlossene Lehr- und Lerneinheit, die sich aus verschiedenen Lehrveranstaltungen zu einem gemeinsamen Teilgebiet zusammensetzen kann. Ein Modul besteht nicht nur aus den zu besuchenden Lehrveranstaltungen, sondern umfasst auch die zu erbringenden Prüfungs- und ggf.

Was macht Module? ›

Ein Modul ist ein in sich abgeschlossener Lernblock, der den Erwerb festgelegter Kompetenzen ermöglicht und mit dem eine bestimmte Anzahl an CreditPoints (CP) erworben werden kann. Ein Modul kann eine oder mehrere Lehrveranstaltungen und eine oder mehrere Prüfungen (Studienleistungen und/oder Fachprüfungen) umfassen.

Welche Niveau ist Modul 5? ›

Der Integrationskurs Modul 5 ist ein Deutschkurs mit Teil-Niveau B1.

Wie werden die Punkte bei der Pflege berechnet? ›

Pflegegrad 1 benötigt 12,5 bis 27 Gesamtpunkte auf einer Skala von 1 - 100. Pflegegrad 2 benötigt 27 bis 47,5 Gesamtpunkte auf einer Skala von 1 - 100. Pflegegrad 3 benötigt 47,5 bis 70 Gesamtpunkte auf einer Skala von 1 - 100. Pflegegrad 4 benötigt 70 bis 90 Gesamtpunkte auf einer Skala von 1 - 100.

Was darf man bei Pflegegrad 2 nicht mehr können? ›

Typische Einschränkungen sind zum Beispiel die Unzuverlässigkeit in der Medikamenteneinnahme oder Flüssigkeitsaufnahme. Auch zunehmende Einschränkung in der Beweglichkeit, was das selbstständige Ankleiden oder den Toilettengang erschwert, sind häufige Einschränkungen bei Pflegegrad 2.

Welche Krankheiten zählen für eine Pflegestufe? ›

Bei welchen Krankheiten bekommt man einen Pflegegrad?
  • ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) ...
  • Arthrose. ...
  • COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) ...
  • Demenz/Alzheimer. ...
  • Diabetes. ...
  • Herzinfarkt. ...
  • MS (Multiple Sklerose) ...
  • Osteoporose.
Jun 4, 2024

Was ist der Unterschied zwischen Pflegegrad 1 und 2? ›

Pflegegrad 1: Geringe Beeinträchtigung der Selbstständigkeit (12,5 bis unter 27 Punkte) Pflegegrad 2: Erhebliche Beeinträchtigung der Selbstständigkeit (27 bis unter 47,5 Punkte) Pflegegrad 3: Schwere Beeinträchtigung der Selbstständigkeit (47,5 bis unter 70 Punkte)

Welche Pflegestufe bekommt man bei Depressionen? ›

So gibt es keinen speziellen Pflegegrad für Depressionen. Betroffene erhalten, wenn sie die Voraussetzungen erfüllen, zumeist Pflegegrad 1 oder Pflegegrad 2. Bei schweren Verläufen in Kombination mit anderen bestehenden Erkrankungen sind auch Pflegegrad 3, Pflegegrad 4 oder Pflegegrad 5 möglich.

Was ist der höchste Pflegegrad in Deutschland? ›

Stationäre Pflege bei Pflegegrad 5

Das ist nicht verwunderlich, denn Pflegegrad 5 stellt höchste Anforderungen an die Pflege und Betreuung. Die Pflegeversicherung stellt bei Pflegegrad 5 pro Monat 2.005 Euro für die stationäre Pflege.

Kann man mit Pflegegrad 2 alleine leben? ›

Pflegegrad 2 bedeutet eine erhebliche Beeinträchtigung der Selbstständigkeit, jedoch ist es grundsätzlich möglich, mit diesem Pflegegrad alleine zu leben, sofern geeignete Unterstützung und Hilfsmittel zur Verfügung stehen.

Welche Programme gibt es in der Pflege? ›

Die Softwarelösung für Pflege und Therapie
  • MD Ambulant. Software für Pflegedienste und Sozialstationen. MD Ambulant. ...
  • MD Stationär. Software für stationäre Pflege-einrichtungen. MD Stationär. ...
  • MD Therapie. Die Software für therapeutische Praxen.
  • Jugendhilfe. Die Software für Kinder-, Familien- und Jugendhilfe. Jugendhilfe.

Was gibt es für Pflegesysteme? ›

Folgende Pflegesysteme gibt es:
  • Funktionspflege.
  • Bereichspflege.
  • Bezugspflege.
  • Primary Nursing.

Welche Themen gibt es in der Pflege? ›

Schwerpunktthemen
  • Ambulante Pflegedienste. ...
  • Angehörige. ...
  • Beratung zur Pflege. ...
  • Demenz. ...
  • Gewalt in der Pflege. ...
  • Pflegequalität. ...
  • Pflegesicherheit. ...
  • Prävention in der Pflege.

Was bedeutet Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte? ›

Diese sind die Gestaltung des Tagesablaufs und Anpassung an Veränderungen, Ruhen und Schlafen, sich beschäftigen, in die Zukunft gerichtete Planungen vornehmen, Interaktion mit Personen im direkten Kontakt und die Kontaktpflege zu Personen außerhalb des direkten Umfelds.

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Author: Rev. Leonie Wyman

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